24. Spieltag: VfB Lübeck - SSV Ulm 1846

Mit der Aufstellung für das Spiel am Wochenende möchte ich ein erstes Hallo als User im Forum dalassen. Aktiv mitlesen tue ich schon sehr lange.

Im Tor ist Klewin gesetzt, da gibt es sicherlich keinerlei Diskussionen.

Die Außenbahnen in der Defensive stellen sich aktuell auch nahezu von selbst auf, außerdem ist gerade Sommer offensiv zu wichtig für das Spiel. In der Defensive kann er sicherlich noch etwas dazulernen.

In der Innenverteidigung ist Löhden für mich gesetzt und daneben würde ich Kastenhofer spielen lassen. Zum einen kosten zwei linksfüßer in der IV eindeutig Tempo in der Spielverlagerung (gerade gegen Aue in Überzahl zu sehen) zum anderen war Reddemann gegen Aue wirklich schwach. Wie oft hatte er 20-30m Spielwiese vor sich und anstatt da reinzulaufen und einen Gegenspieler aus der Deckung herauszuziehen, hat er den Querpass zu Löhden gespielt.

Da wir ein Heimspiel haben brauchen wir meiner Meinung nach einen defensiven (Taffertshofer) und einen aktiven (Herzog) 6er/8er. In Auswärtsspielen dann gerne mit Egerer oder Boland neben Ulle. Generell finde ich gerade Egerer eigentlich sehr gut diese Saison, aber neben dem offensiveren Herzog brauchen wir einen zweikampfstarken 6er wie Taffertshofer.

Auf den offensiven Außenbahnen brauchen wir mutige Dribbler und bis zur Verpflichtung von Beleme heute hatten wir da eigentlich nur Velasco im Kader. Da Sommer über rechts gerade offensiv sehr stark ist wünsche ich mir Velasco als inversen Flügelspieler über die rechte Außenbahn, der dann in die Mitte Richtung 16ner zieht oder dadurch die Außenbahn für Sommer freimacht. Links würde ich Beleme starten lassen, der quasi als Außenstürmer immer wieder in die Mitte geht um dort zu Abschlüssen zu kommen oder auch mal mutig ins 1vs1 über links geht.

Auf der 10 sehe ich Gözüsirin, der gerade durch den aktiveren Herzog auch wieder mehr Freiräume bekommen sollte, da nicht nur er die erste Anspielstation im Zentrum ist und sich der Gegner so mehr als auf Tarik konzentrieren muss.

Im Sturm würde ich gerne mal Breier von Beginn an sehen, da Akono bisher leider nur selten glänzen konnte und Facklam ein toller Fighter ist, es aber spielerisch vllt. eine Liga zu hoch ist.

Je nachdem wie das Spiel läuft und sich die Spieler präsentieren, kann man dann Herzog auf die 10 und Bole als offensiveren 6er bringen oder auch Beleme ins Sturmzentrum ziehen und Hauptmann oder Pulido über die Flügel ackern lassen.

@TraveFni Moin und herzlich Willkommen!

Der SSV Ulm wird seine Mannen gegen uns vermutlich wie bisher fast immer im 3-4-3 auf den heiligen Grund der Lohmühle schicken.
Bei der Umstellung auf 3-4-1-2 setzte es zumeist Niederlagen für die Spatzen.

Im Pressing spielt Ulm sehr variabel. Es fällt auf, dass bei unentschiedenem Spielstand oder aber wenn der Gegner in Führung liegt, hoher Druck auf den gegnerischen Spielaufbau ausgeübt wird und bei eigener Führung dieser Druck nachlässt. Die Pressinglinie, bestehend aus meist drei Spielern, ist dann auf mittlerem Niveau angesiedelt.

In der Defensivlinie stehen die Spatzen bei hohem Druck auf den Gegner selbst eher hoch bis teils sehr hoch und bei auf mittlerer Linie agierender Pressingline hoch bis mittel.
Immer etwas abhängig davon, wie das Mittelfeld und die Angriffslinie des Gegners organisiert sind.

Sollten wir wieder im 4-2-3-1 ins Rennen gehen, ist damit zu rechnen, dass jeweils die höhere Positionierung gewählt wird, um speziell das Mittelfeld dicht zu machen und wenig bespielbare Räume zuzulassen.

Die Donaustädter lieben das Spiel über die Flügel oder Halbpositionen ins letzte Drittel (hatten wir schmerzlich im Hinspiel erfahren), der Aufbau dorthin kann allerdings sehr variabel daherkommen, was Ulm schwer ausrechenbar macht. Die ganze Palette dessen, was man tun kann, um den Ball dorthin zu bringen, von wo aus die Nadelstiche in die Box eingeleitet werden sollen, ist bei Ulm im Repertoire und wird intelligent und situativ eingesetzt.

Arbeitet der Gegner mit tiefen Pressingfallen, geschieht der Aufbau eher über kurze Wege, auch wenn in diesen Situationen oft gegen die Pressinglinie und die dahinter befindlichen Mittelfeldspieler, die kurze Passwege versuchen zuzustellen, viel Laufarbeit verrichtet werden muss. Spielt der Gegner auf direkten Ballgewinn mit hohem Druck gegen die aufbauenden Spieler und stellt gleichzeitig die kurzen Passwege zu, kommt oft der öffnende Diagonalbälle auf einen der Flügel. Dort herrscht in diesen Situationen häufig zunächst ein Kampf um den zweiten Ball.
Durch laufintensives Spiel und Verdichtung, die dann Überzahl schafft, gehen die Ulmer aus diesen Situationen allerdings häufig als Sieger hervor und können den Angriff dann fortsetzen.

Gegen den Ball hängt das Pressingverhalten der Ulmer stark davon ab, wie der Spielstand ist. Offensiv und defensiv ist das Spiel der Ulmer sehr laufintensiv. Von daher ist es eindeutig, dass Ulm, wenn es die Situation erlaubt, gegen den Ball im Pressing auch mal einen Gang runterschaltet.

Im 3-4-3, so wie Ulm es gegen den Ball spielt, kippt der ballnahe Mittelfeldaußenspieler weiter ab als der ballferne. Es entsteht ein asymmetrisches 5-3-2, das im eigenen letzten Drittel situationsabhängig aussehen kann wie ein 4-4-1-1 oder ein 5-4-1.

Das Umschalten zwischen verschiedenen Herangehensweisen in der vorderen Linie beim Pressing bringt auch Änderungen in der defensiven Taktik der letzten Reihe mit sich.
Man kann sich also merken: Je enger das Mittelfeld für den Gegner gemacht wird, desto mehr versucht Ulm auf direkten Ballgewinn und nicht auf tiefe Pressingfallen zu setzen.

Wie können wir die Spatzen also schlagen?

Haben wir den Ball sollte variables, schnelles, präzises Spiel eine Möglichkeit für uns sein. Klingt einfach, ist aber hier absolut zutreffend.
Ulm spielt gegen den Ball äußerst intelligent. Bedeutet im Umkehrschluss hohe Laufbereitschaft im Mittelfeld, Zweikampfstärke und Einsatzbereitschaft in Gegenpressingmomenten, kluges Antizipieren der
Laufwege und keine statischen Manöver im Spielaufbau sind der Schlüssel, um offensiv gegen Ulm erfolgreich zu sein und gut ins letzte Drittel zu kommen.

Und haben die Ulmer den Ball?

Kurz gesagt: Wir müssen den Ulmern richtig auf die Nerven gehen, dann machen sie Fehler. Auch wenn Ulm momentan grundsätzlich als gefährlicher Gegner einstuft werden muss, sieht man, dass die Spatzen, wenn sie mit gesunder Härte angegangen und penetrantem Anlaufen beschäftigt werden, zu groben Fehlern im Aufbau neigen.

Im eigenen letzten Drittel gilt es vor allem, die tiefen Zuspiele aus dem Zentrum zu antizipieren bevor sie stattfinden. Bei Läufen über die Flügel muss man auf die überaus genau gespielten Flanken der Spatzen aufpassen. Ziehen die Außenspieler über die Halbpositionen nach innen, ist gutes Stellungsspiel und Zweikampfverhalten wichtig, um Gefahr von der Box fernzuhalten.

Die Ulmer Offensive zieht viele Register in ihren Angriffsbemühungen. Immer hellwach und konzentriert zu sein, ist deshalb für jeden Spieler von uns unabdingbar.

Ulm ist, was die Schussgenauigkeit anbelangt, das drittbeste Team der Liga(!) Deshalb ist es essentiell, erst gar keine Schusssituationen entstehen zu lassen.
Das dürfte allerdings angesichts dessen, dass Ulm eine der Mannschaften mit den meisten Ballkontakten in der gegnerischen Box ist, durchaus schwer werden.

Doppel D ist gefragt: Defensive Disziplin! Nicht was Ihr dachtet

Klappt das und können wir Ulm auch in der eigenen Hintermannschaft überraschen, sehe ich keinen Grund, warum Ulm nicht schlagbar sein sollte. Die Spielweise der Ulmer ist grundsätzlich sehr kräfteraubend.
Man muss es also schaffen, so zu spielen, dass die Spieler des SSV sich so früh wie möglich verausgaben. Dann hätten wir einen guten Hebel.

Meine Wahl wäre ein 4-3-2-1 und neue Leute kriegen Ihre Chance!
Vorwärts VfB! Op geiht dat!
This contribution was last edited by beiramar23 on Feb 1, 2024 at 5:01 PM hours

Unwahrscheinlich, aber vielleicht mal eine Überlegung wert:
- Tommy rückt nach dem schwachen Auftritt von Reddemann in Aue wieder ins Team, um insbesondere unsere eigenen Standards mal wieder gefährlicher werden zu lassen
- Links erhält Pulido den Vorzug vor Velasco, da das Zusammenspiel mit Sternberg im Test gegen Rostock vielversprechend aussah und Pulido defensivstärker als Robin ist
- Doppelspitze, da Breier bei seinen Einsätzen zwar glücklos agiert hat, aber zumindest im Vergleich zu Akono die Abschlussmöglichkeiten hatte und ich die Hoffnung habe, dass bei ihm der Knoten platzt. Beleme erhält in unserer Offensive alle Freiheiten und soll Lücken reißen
- aufgrund der Doppelspitze ergibt sich ein Spielsystem
mit nur einem defensiven Mittelfeldspieler, was aber voraussetzt, dass das gesamte Team stark gegen den Ball arbeitet

55 gute Minuten? Oder sogar 70?

Die komplette 2. Halbzeit war ein Offenbarungseid. Und wenn ich lese, man kann ja auf etwas (auf was auch immer) aufbauen, dann scroll ich schon weiter. Das war wohl standardmäßig die häufigste Aussage dieser Saison, nach jedem Punktverlust: Auf die Szene oder die 20 Minuten, darauf kann man dann aufbauen für das nächste Spiel, dass dann wieder genauso bescheiden verlief wie das, auf das man angeblich aufbauen konnte.

Tatsache ist, dass wir im 23. Spiel in Folge nicht zu Null gespielt haben. Dass das Unentschieden heute mehr als glücklich gewesen ist und dass es in der 1. Halbzeit gute Ansätze gab, die aber mit dieser 2. Halbzeit quasi wertlos geworden sind. Wir haben keinen Punkt gewonnen, sondern zwei verloren. Die nächsten zwei!

Der VfB braucht mindestens noch 22 bis 23 Punkte für den Klassenerhalt, so wie diese Liga gestrickt ist. Wo sollen die herkommen, wenn wir immer und immer wieder solche Halbzeiten erleben wie die zweite heute gegen Ulm! Wo will man die holen?

Am Ende gucken wir uns dann alle an und fragen uns, wie wir doch absteigen konnten, obwohl es so viele tolle Szenen und Momente gab, worauf man "aufbauen" konnte (was immer diese Redewendung auch bedeuten soll), was dann aber leider irgendwie nie geschehen ist.

60. Minuten toller Drittligafußball. 30 Minuten Kreisliga. Trotzdem war es bis dahin die beste Saisonleistung. Warum? Endlich war mal ein Matchplan und Struktur zu sehen, die Probleme im Aufbauspiel wurden erkannt und sehr gut gelöst. Unter der Woche scheint man gut gearbeitet zu haben, es scheint so, dass die 3-4 Personalveränderungen Früchte tragen. Ulm hat überhaupt kein Land gesehen, nur 1 x in der 1. Halbzeit auf das Tor geschossen. Die bisherigen Ulmer Verdienste - und wir sprechen hier über Tabellenplatz 3 - scheinen in der Vorbereitung und in den Köpfen keine Rolle gespielt zu haben. Bravo!

Das Angriffstrio, das ich heute morgen noch abgelehnt habe, hat richtig gut gepresst, den Ulmer Matchplan zerstört und permanent Dampf gemacht. Das Tor war eine Frage der Zeit. Und hier hätte man ein zweites nachlegen müssen. Dicke Chancen aus dem Spiel heraus waren wieder eher Mangelware, aber wenn man so eine Spielkontrolle raushaut, dann wird das nicht ewig so bleiben.

Dass Ulm als Tabellendritter was machen muss, war klar. Dass in den letzten 10 Minuten gar nichts mehr ging, war echt erschreckend. Das würde ich aber nicht zu hochhängen. Es war klar, dass so eine Dynamik entstehen kann. Die Wechsel habe ich heute auch nicht nachvollziehen können. Pulido verdaddelt immer wieder die letzte Aktion, ihn hätte man als erstes runternehmen müssen. Velasco: Bester Mann. Facklam und Thiel dann gepaart mit dem Gegenwind als alleinige Aufbau- und Konterspiele - puh, so ziemlich das Grausamste, was ich in diesem Jahr gesehen habe. Ich weiß nicht, wieso man jahrelang die Schulbank in Köln für die höchsten Trainer-Abschlüsse drückt und dann solche Entscheidungen trifft.

Facklam erneut Breier, dem einzigen Stürmer mit Zweitliga-Erfahrung, vorzuziehen, muss sich für PB wie eine Ohrfeige anfühlen. Technisch ist der berühmte Storch im Salat für Facklam noch ein Kompliment. An Breiers Stelle würde ich Lübeck so schnell wie es geht verlassen. Da findet sich in der RL Nordost sicher ein Team, in dem er besser als in HL verdient und evtl. nächstes Jahr 3. Liga spielt. Gab es einen Journalisten auf den letzten PK, der mal gefragt hat, weshalb diese offensichtliche Ungleichbehandlung immer wieder erfolgt?

Traurig mit Herzog, der mir auch sehr gut gefallen hat. Beweglich, griffig. Weiß man welche Verletzung er davon getragen hat? Bei Gözüsirin habe ich oft das Gefühl, sein Kopf macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Irgendwie wirkt er nicht richtig frisch.

Letzter Punkt: Ich mecker so gut wie nie über Schiedsrichter, aber der Mann mit seiner penetrant-kleinlichen und beeinflussbaren Linie war heute fruchtbar. Weshalb hat der Ulmer Spieler Gelb nach der Einwechslung bekommen? Weil das T-Shirt nicht richtig drin war? Wieso mussten so viele Abstöße wiederholt werden? Gelb für Zeitverzögerung finde ich grundsätzlich okay, aber gegen Klewin ziemlich übertrieben. Ein paar Mal hat er sich umentschieden und auf Zuruf - so schien es - für Team xy gepfiffen. Die Ulmer haben das clever genutzt um Minute 65-70, um durch eher ungerechtfertigte Pfiffe pro Ulm das Spielgewicht in der gegnerischen Hälfte zu halten.

Bis zur 80. Minute hat der VfB diesmal punktuell aber mit ähnlichen Maßnahmen auch einigermaßen clever das Tempo drosseln können. Das fehlte mir in der Hinrunde manchmal.

Btw: Egerer heute mit einem guten Spiel und einigen klugen, kurzen Pässen. Für Kastenhofer freut mich das Tor sehr, er war aber grad in Hz 2 manchmal ziemlich wacklig.
This contribution was last edited by Kuchenblock on Feb 3, 2024 at 7:39 PM hours

Fangen wir an mit den positiven Dingen: Gegen einen offensivstarken Gegner von der Tabellenspitze nur ganz wenig klare Abschlüsse zugelassen, guter Einsatz von der ganzen Mannschaft, Beleme ist definitiv ein Upgrade für unseren Angriff und hat mehrfach Bälle gut verarbeitet, und in der ersten Halbzeit gab es einige vielversprechende Ansätze von Kombinationen.

Aber insgesamt ist das wieder einmal viel zu wenig. Wir hatten zwei echte Torchancen im ganzen Spiel. Wir haben wieder einmal nicht zu Null gespielt – wenn wir die Klasse halten wollen, MUSS sich das ändern, müssen wir das mehrfach schaffen! Wind hin oder her ist es mir ein großes Rätsel, wieso weite Teile der Mannschaft in der zweiten Hälfte einfachste Bälle nicht mehr zum Mann kriegen und stattdessen Kaninchen vor der Schlange spielen. Ich sehe wieder einmal leider nur Velasco und Sommer, die mit jedem Ballkontakt versuchen Tempo aufzunehmen – übrigens auch bei Gegenwind.

Taffertshofer und Egerer fand ich gegen den Ball heute sehr ordentlich, zumindest 60 Minuten – mit Ball ist die Fehlerquote zu hoch. Herzog hatte ein paar gute Momente, hoffentlich ist es nichts ernstes bei ihm. Gözüsirin abgetaucht nach seiner Einwechslung. Pulido hätte ich kurz nach der Pause runtergenommen – da war in der zweiten Halbzeit jeder Ballkontakt ein garantierter Ballverlust, ich bin fast wahnsinnig geworden. Wenn er sich doch nur auf die Basics freilaufen, annehmen, weiterspielen konzentrieren würde, er könnte so gut sein! Facklam für Beleme, wer soll das verstehen? Facklam ist ein mittelmäßiger Regionalligastürmer, dessen Beiträge zum Spiel aus guter Laufarbeit, verlorenen Zweikämpfen und schauerlicher Ballbehandlung samt -verlusten bestehen. Ich bin da bei @Kuchenblock und verstehe nicht, was Pascal Breier verbrochen hat, der zumindest mit Blick auf Handlungsschnelligkeit in der Box aus meiner Sicht unser bester Angreifer ist. Hauptmann wird mir hier heute etwas zu schlecht bewertet – er war doch die ärmste Sau, Ulm kam nur über unsere linke Seite und unsere Aufbauspieler haben es nicht einmal geschafft ihn auf seiner Seite einzusetzen.

Es braucht Torgefahr! Wir kommen aber viel zu selten in die gefährlichen Zonen, weil zumeist die fehlende Genauigkeit im Passspiel und das fehlende Tempo im Mittelfeld uns viel früher den Ball oder das Momentum wieder nimmt. Den Ball durch Innenverteidiger und Torwart hintenrum laufen zu lassen bedeutet immer den Ball dort zu haben, wo wir fußballerisch schwach sind. Je höher wir stehen bei eigenem Ballbesitz, desto besser! Und Ulm war nicht der Gegner, der das konsequent verhindert hätte.

Was machen wir in Dresden? Ein bisschen Hoffnung macht, dass wir da tatsächlich drei schnelle Konterspieler von Beginn an aufbieten könnten – vielleicht funktioniert es ja mal wieder. Mein größter Wunsch wäre ein Zu Null.

Ein Spiel mit zwei Halbzeiten. Die Kritiken sind mir aber teilweise zu harsch; ich habe ehrlich gesagt mir gar nichts gerechnet bzw. eine deutliche Niederlage fest eingeplant. Dass man dann die beste erste Halbzeit der Saison spielt, kam schon sehr - positiv - überraschend. Endlich ein stabiles Mittelfeld mit einem präsenten Sheriff und agilen Egerer, ein deutlich verbessertes Passspiel. Die Ketten stehend erstmals wirklich 20 Meter höher, wie Schnorrenberg es anfangs versprach. Endlich griffigen/galligen Lohmühlenfussball! Dazu natürlich mit Beleme ein signifikantes Upgrade zum vorherigen Sturm, die Euphorie zu ihm war förmlich spürbar im Stadion und als er beim Torschuss-Aufwärmen die Bälle reihenweise im Knick veredelte, wusste ich, heute geht was. Dazu mit Pulido und Velasco zwei starke Techniker die wiederholt die Tiefe suchen, so gehts!

Die zweite Halbzeit war sicherlich Käse, keine Frage. Der Wind war aber tatsächlich extrem. Und sind wir mal ehrlich: Ab Minute 60 merkte man verständlicherweise, dass die Truppe ein ordentliches Pensum abgespult hat. Wenn du dann bei Gegenwind der Stärke 8 vom - für mich - spielstärksten Team der Liga eingeschnürt wirst, sieht doch jeder schlecht aus. Das ist für mich ein objektiv nachvollziehbarer Spielverlauf. Natürlich müssen wir das Spiel dann verstärkt flach verlagern, Ruhephasen schaffen und versuchen höher zu stehen. Aber wir sind halt auch der VfB Lübeck und stehen zurecht im Abstiegskampf, genauso wie Ulm völlig zu Recht bis zum Schluss um den Aufstieg spielen wird.

Zum Glück ist quasi nichts passiert am Spieltag, da alle Konkurrenten Remis gespielt haben. Durch die Siege von Haching und Köln fällt es mir schwer zu glauben, dass die ernsthaft noch unten reinrutschen. Wir müssen also zwei aus Bielefeld/1860/Mannheim/Halle hinter uns lassen. Mein Vermögen würde ich darauf nicht wetten, aber im Fußball zählen am Ende nur Punkte und die Einstellung zum Spiel, als der vermeintliche große Name. In diesem Sinne, alle nach Dresden! Genießen was ist, kämpfen bis zum Ende . Op geit dat

Kann den positiven Beiträgen hier nur beipflichten, das war in der ersten Halbzeit ein ganz anderes Bild zum sonstigen Auftreten. Die Frage, die sich in den kommenden Spielen natürlich stellen wird: können die Männer so einen Fussball mit Pressing bereits in der ersten Linie auch länger als 60 Minuten konditionell mitgehen?

Herzog hat mir wahnsinnig gut gefallen, er hat es viel besser verstanden eine Bindung zu den beiden Sechsern im Spiel herzustellen. Man war in der Mitte endlich mal richtig präsent und hat aktiv aufs Spiel eingegriffen statt nur zu reagieren. Mit seiner Auswechslung ist dieser Verbund dann auch wieder gekippt, da Gözu diese Rolle leider nicht so spielt.

Beleme ist wie die Erlösung auf der 9 - wenn er diese Körperlichkeit und Präsenz so beibehält, dann kann Akono sich noch einiges abschauen. Er schirmt Bälle ab - nervt die Innenverteidiger beim Aufbau - versucht immer anspielbar zu sein und legt die Bälle auch gleich wieder ab um in die Tiefe zu starten. So kann sich ein Angriffsspiel entwickeln - hoffentlich kommt dieser Spieler noch gerade rechtzeitig um sich unten rauszuballern.

Andererseits habe ich noch beim Spiel so zu mir gedacht: Eigentlich ist so eine beschissene Hinrunde viel besser als wenn dir das in der Rückrunde passiert, so erkennst du wenigstens: hier gibt es noch Planstellen und Themen innerhalb der Mannschaft und Harms hat es irgendwie geschafft mit keinem Budget (und das dürfen wir bei aller Kritik auch nicht vergessen wie limitiert Lübeck ist) zweimal Qualität zu holen.

Bielefeld hingegen muss richtig aufpassen, dass das nicht noch ein weiteres Trauma wird. Im sicheren Mittelfeld zum Ende der Hinrunde und jetzt plötzlich mitten im Abstiegskampf mit einer jungen Mannschaft und einem sehr nervösen Umfeld. Worse Case sozusagen.

Ich nehm viel positives mit aus dem Spiel gegen Ulm - was jetzt wichtig wäre, dass man wie gegen Sandhausen Siege holt, wo keiner an einen Lübecker Sieg geglaubt hat. Einmal für die Tabelle, aber auch mental kann sowas viel umwerfen, wenn man plötzlich und kurzfristig merkt: man kann gemeinsam Ziele erreichen, die einem keiner sonst zutraut. So ein Selbstbewusstsein kann dann Gold wert sein.